Mit der «experience sampling method» (ESM) kann man ganz einfach herausfinden, womit man sich den lieben langen Tag beschäftigt und wie es einem dabei geht (vgl. z.B. Kahneman et al., 2004). Dazu braucht man nur ein Notzibuch und einen Wecker, der einen zufällig über den Tag verteilt daran erinnert, seine aktuelle Tätigkeit zu reflektieren.
Ausprobiert habe ich die Android-App «Randomly RemindMe«. Auch wenn die Übersetzung ins Deutsche ziemlich lustig ist, funktioniert sie gut für unser Beobachtungsexperiment:
– Was machst du gerade, jetzt, wo der Wecker klingelt?
– Und wie fühlst du dich dabei?
Beurteile jedes der folgenden Gefühle auf einer Skala von 0 bis 10, mit
0 = dieses Gefühl kommt gar nicht vor
10 = dieses Gefühl ist ein wichtiger Teil bei dieser Tätigkeit
Ich fühle mich …
– glücklich
– erfreut
– akzeptiert
– frustriert
– besorgt
– bedrängt
Und natürlich kannst du auch andere Gefühle beobachten! Welche würden dich noch interessieren?
Wähle eine «normale» Woche und mache diese Übung eine Woche lang jeden Tag. Das ergibt eine gute Übersicht über die Dinge, die du machst und wie es dir dabei geht. Dazu habe ich eine einfache Vorlage zum Drucken und Ausschneiden bereit: ESM-Notizbuch_4er
Welche der von dir beobachteten Tätigkeiten möchtest du in Zukunft noch öfter oder länger machen?
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Und wer oder was kann dich dabei unterstützen?
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Kahneman et al. (2004) zitieren eine Studie, in der 909 Frauen aus Texas mit derselben Methode befragt wurden. Die top drei Tätigkeiten, die mit «zufrieden sein» in Verbindung gebracht wurden, sind: (1) «intimate relationships», (2) «socializing» und (3) «dinner». Was diese Begriffe genau beinhalten, weiss ich nicht und ist für die über 900 Frauen wohl auch ziemlich unterschiedlich. Interessant für mich ist auch, dass die drei am schlechtesten bewerteten Tätigkeiten folgende sind: (1) Pendeln zu und (2) Pendeln von der Arbeit, und (3) die Arbeit selber.
Quelle: Kahneman, D., Krueger, A. B., Schkade, D., Schwarz, N., & Stone, A. (2004). Toward National Well-Being Accounts. The American Economic Review, 94(2), 429-434. http://www.jstor.org/stable/3592923